13/05/2020
Versorgung mit Arzneimitteln
Apotheker stellen jetzt Desinfektionsmittel her
Von Sven Kauffelt
BORKEN. Mit Viren kennt man sich kaum irgendwo so gut aus wie in Apotheken. Aber Covid 19, der neue Coronavirus, ist aggressiver als andere und es gibt bisher kein Mittel dagegen. Entsprechend sieht es im Moment auch in Apotheken anders aus als sonst. In der Sonnen-Apotheke an der Brinkstraße markieren rote Klebestreifen auf dem Boden den Mindestabstand von einem Kunden zum anderen, Desinfektionsmittel auf Stativen stehen bereit und Apothekerin Lisa Potthoff-Goeke steht hinter einer PlexiglasScheibe. Arbeiten im Ausnahmezustand.
Trotzdem lacht sie. „Die Kunden sind super und halten sich an die Regeln, die wir hier aufgestellt haben“, sagt die Apothekerin. „Natürlich sprechen uns fast alle drauf an. Darunter auch viele, die dankbar dafür sind, dass so penible Schutzmaßnahmen getroffen werden.“ Nötig, denn in Apotheken müssen aktuell auch Menschen, die zu den sogenannten Risikogruppen gehören, sofern niemand die Besorgungen für sie erledigt.
„Wir konnten bisher jede Nachfrage bedienen.“ Apothekerin Lisa Potthoff-Goeke über die Medikamentenversorgung
Die Zahl der Kunden habe sich mittlerweile wieder normalisiert, sagt PotthoffGoeke, nachdem der Andrang zu Beginn der allgemeinen Einschränkungen groß gewesen sei. „Viele haben nach Desinfektionsmittel und Schutzmasken gefragt“, berichtet sie. Beides sei daher knapp gewesen. Seit Anfang März erlaubt eine Verfügung der Bundesstelle für Chemikalien, dass Apotheker Handdesinfektionsmittel vorübergehend selbst herstellen dürfen. Bei Schutzmasken bleibt das Problem bestehen. „Meine Mutter hat für das ganze Team Masken für den privaten Gebrauch genäht“, sagt die Apothekerin. Die Versorgung mit Medikamenten sei auch weiterhin sichergestellt, betont Lisa Potthoff-Goeke. „Lieferschwierigkeiten bei dem einen oder anderen Medikament gab es vorher auch, wir konnten aber jede Nachfrage bedienen“, sagt sie. Auch für die Medikamenten-Versorgung gibt es für die Krise eine bundesweite Regelung. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat angeordnet, dass die Lieferung von „versorgungsrelevanten“ Medikamenten kontingentiert wird. Damit soll verhindert werden, dass einzelne Apotheken oder auch Ärzte Medikamente in größeren Mengen horten, die dann anderswo fehlen. Laut der Deutschen Apotheker Zeitung ist die Liste der Medikamente „bunt und lang“. Dazu zählen Schmerzmittel, Antibiotika, Insuline, aber auch Medikamente gegen einzelne Erkrankungen bis hin zur „Pille“. So soll die bundesweite Versorgung sichergestellt werden. Um die Versorgungssicherheit geht es vor Ort auch. In der Sonnen-Apotheke arbeiten sie jetzt in zwei festen Teams, die sich bis zum Ende der Pandemie nicht mehr begegnen. Vor jedem Schichtwechsel wird alles penibel desinfiziert. „Sollte sich jemand in einem der Teams infizieren und deshalb alle in Quarantäne müssen, haben wir immer noch das zweite Team“, er klärt Potthoff-Goeke. Den Mitarbeitern sei diese Trennung trotzdem nicht leicht gefallen. „Es hat Tränen gegeben“, berichtet die Chefin. Die Liste der versorgungsrelevanten Medikamente finden Sie im Internet unter | www.bfarm.de
Quelle: Borkener Zeitung